Familienleben ohne Schimpfen – geht das überhaupt?

Mrz 7, 2024 | Familienleben ohne Schimpfen

Du fragst dich, ob ein Familienleben ohne Schimpfen funktionieren kann?

Die Frage, die du dir allerdings als erstes stellen solltest, ist folgende: ‘Was ist denn mein Ziel?’ 

Möchtest du nicht mehr laut werden, dich selbst mehr im Griff haben?

Möchtest du, dass deine Kinder besser auf dich hören, sodass du nicht mehr in einen Schimpfkreislauf hinein gerätst?

Möchtest du eine bessere Kommunikation mit deinen Kindern/deinem Kind?

Dein Ziel bestimmt nämlich die Richtung, in die du weitergehen kannst, um auch zu deinem tatsächlichen Ziel zu kommen.

Jetzt aber erst einmal ein paar Grundgedanken zu einem Familienleben ohne Schimpfen und Strafen.

Ein Familienleben ohne Schimpfen und Strafen ist (viel) Arbeit. Es ist ein langer und harter Weg und es bleibt nicht einfach. Erziehen ohne Schimpfen verlangt uns Eltern sehr viel ab, besonders in den jeweiligen Situationen. Ruhig bleiben, Glaubenssätze und Muster durchbrechen und anders handeln, als man es gelernt hat. Und das alles in einer Situation, in der wir zum Handeln gezwungen werden und evtl. sehr hilflos sind. Doch es lohnt sich!

Doch was ist wichtig zu wissen?

Druck erzeugt Gegendruck. In der Situation selbst scheint Druck ein schnelles Hilfsmittel zu sein. Ist es wahrscheinlich auch. Das Kind wird sich dem Druck beugen, denn es hat entweder Angst oder will die negativen Konsequenzen nicht tragen! Doch langfristig erzeugt Druck nur Gegendruck und das Kind wird unserer Macht entwachsen! Bedeutet, dass wir irgendwann kein Druckmittel mehr haben werden oder uns ständig neue suchen dürfen. Ein Beispiel: „Wenn du dich nicht anziehst, dann gehe ich ohne dich!” Nutzen wir diesen Satz, dann brauchen wir irgendwann, wenn das Kind gerne alleine ist oder auch schon vorher alleine mal zu Hause oder auf dem Spielplatz bleiben möchte, neuen oder verstärkten Druck, damit die Angst dahinter noch funktionieren kann. Zumal wir hier weiter Druck ausüben müssen, wenn das Kind trotzdem nicht mitkommt, weil es besagte Angst gar nicht entwickelt. Was machen wir dann? Wir brauchen also eine Lösung ohne Druck, damit diese Lösung auch langfristig funktionieren kann. 

Stress verhindert Lernen. Schimpfen setzt Kinder unter Stress. Strafen und Macht ausüben, erzeugen Stress und unter Stress kann niemand lernen. Kinder wollen aber lernen und vor allem verstehen. Sie wollen die Grenzen des sozialen Miteinanders kennen und auch danach leben. Sie müssen sie aber erst lernen, und das dauert und dauert und dauert. Und eigentlich wollen wir ja genau das, oder nicht? Wir wollen, dass sie lernen. Wir wollen, dass sie die Regeln kennenlernen und einen Rahmen haben, in dem sie sich frei und selbstständig bewegen können, dem sie sich aber auch bewusst sind und den sie nachvollziehen können. Dafür brauchen sie aber auch Zeit. Schon Jesper Juul sagte: „die Diskussion bestimmter Themen kann eine Stunde, eine ganze Woche oder auch mehrere Jahre in Anspruch nehmen, bevor man gemeinsam eine zufriedenstellende Lösung findet.” 

Ein anderer, sehr bekannter Spruch, den du vielleicht schon einmal gehört hast, aber genauso zutrifft wie der von Jesper Juul: “Das Gras wächst nicht schneller, wenn du daran ziehst!”

Was braucht es also? Das Wichtigste und vielleicht Schwierigste zugleich: eine gute Begleitung von UNS und unseren KINDERN. Kinder brauchen Regeln und Grenzen und wir brauchen ein gutes Stressmanagement. Regeln und Grenzen werden getestet und es ist unsere Aufgabe, damit so umzugehen, dass Kinder daraus etwas lernen können und diese verstehen können. Dazu braucht es gutes Stressmanagement auf unserer Seite, denn es ist harte Arbeit und wir brauchen Ausgleich und Unterstützung. Wir sollten in der Lage sein, unseren Stress oder zumindest seine Auswirkungen zu kennen, wahrzunehmen und damit umzugehen. Nur so schaffen wir es, dem Schimpfkreislauf langfristig zu entfliehen.

Und es lohnt sich. Kinder werden den sozialen Rahmen mit Regeln und Grenzen besser verstehen, sie werden weniger lügen und weniger aggressiv sein. Sie werden sich gesehen fühlen, und zwar so, wie sie sind, mit allen Gefühlen. Und ein Punkt, der mich besonders überzeugt hat: Kinder lernen durch das Vorleben und akzeptieren von unseren Grenzen (durch Verstehen dieser), auch ihre eigenen Grenzen kennen und für diese einzustehen. Aus meiner Sicht eines der größten Benefits von Familienleben ohne Schimpfen. Unsere Gefühle genauso ernst und wichtig zu nehmen, wie die Gefühle unserer Kinder. Dasselbe zählt auch für Bedürfnisse. Dadurch, dass ich mich um mich selbst kümmere und dies meinem Kind verständlich mache, kann ich gleichzeitig meinem Kind als Vorbild dienen. Und DAS ist dann der Start eines emphatischen und sensiblen Miteinanders!

Kinder in der Schaukel und Mutter da

Wo also anfangen? Setze dich mit dir selbst auseinander. Die Fragen ganz am Anfang sind hierbei schon ein guter Start.

Hast du klarer, warum du das Ganze machen möchtest, ist der erste Schritt einfacher zu gehen. 

Ein Tipp von mir: fange nicht in zu großen Schritten an. Setze dich hin und schreibe auf, wie euer Alltag aussieht. Einfach einmal den Tag runterschreiben. Dann schaue über euren Tag drüber und markiere, was gut läuft, was manchmal gut läuft und was eigentlich immer stressig ist. Dann starte zu reflektieren. Warum klappt das eine gut, das andere fast nie? Vielleicht findest du etwas, das sich übertragen lässt? 

Vielleicht schaust du zusammen mit deiner/m Partner*in auf eine stressige Situation und überlegst, ob euch etwas einfällt, wie man diese Situation ändern bzw. anpassen könnte? Vielleicht könnt ihr auf etwas zurückgreifen, was in einer anderen Situation, die gut läuft, hilfreich ist?

Ein Beispiel: Unsere Abendroutine wurde immer stressiger und wir konnten nicht so ganz greifen, warum. Hatte sie doch monatelang gut geklappt. Aber wir haben nicht in Betracht gezogen, dass unsere Tochter nun keinen Mittagsschlaf mehr macht und die Abendroutine nach dem Essen anzufangen, ist einfach meistens viel zu viel gewesen. Also haben wir überlegt und kamen auf die Idee, die Abendroutine zu teilen. So haben wir uns einen Wecker gestellt und wenn dieser klingelt, dann geht es los: Schlafanzug anziehen, auf die Toilette gehen, eincremen etc. werden nun vor dem Essen gemacht. Mit Socken und Jäckchen geht es auch im Winter, denn das muss man nur schnell ausziehen. Nach dem Essen werden dann nur noch Zähne geputzt und bei dem Kleinen die Windel gewechselt und das kann man notfalls im Liegen machen. Auf diese Weise haben wir enormen Stress rausgenommen und wieder mehr Ruhe in der Situation.

An sich klingt das sehr easy und war auch schnell umgesetzt, aber es hat uns Wochen gekostet, bis wir auf diese Idee kamen und uns diese Situation genauer angesehen haben.

Aus diesem Grund machen wir dies nun öfter, einfach Alltagssituationen reflektieren und bei Bedarf sind diese dann etwas schneller angepasst. 

Auf diese Weise entsteht weniger Stress in der Situation und somit auch weniger Potenzial, um ins Schimpfen zu geraten.

Wenn du Hilfe brauchst, um zu starten, dann schaue gerne mal bei mir im Shop nach. Dort habe ich ein kleines Workbook für dich zusammengestellt, das dich dabei unterstützen kann, auf deinen Alltag, deine Regeln, dein Verhalten und auch auf deine Glaubenssätze zu schauen. So kannst du, mit ein bisschen Unterstützung, die ersten Schritte in Richtung eines Familienlebens ohne Schimpfen gehen. Meldest du dich zu meinem Newsletter an, bekommst du einen Teil des Workbooks sogar als kleines Willkommensgeschenk und kannst erst einmal reinschnuppern.

Ansonsten schaue gerne auch auf meinem Instagram Profil nach, dort gibt es einige praktische Tipps für mehr Leichtigkeit im Alltag.

Aber auch hier wird nun ab und an ein neuer Blogartikel kommen, in dem ich auch ausführlicher auf die Punkte eingehen werde. 

Schön, dass du bis hierhin gelesen hast. Ich hoffe, du konntest etwas für dich mitnehmen und vielleicht lesen wir uns ja sogar bald wieder 😉